Was ist besser – Akku oder Batterie?

Diese Frage lässt sich schwer pauschal beantworten.

Wiederaufladbare Hörsysteme haben in den letzten Jahren stark an Beliebtheit zugenommen. Zum Einen spielt hier die einfache Handhabung eine große Rolle. Abends auf die Station gestellt, über Nacht laden sich die Geräte auf und morgens kann man sie ganz bequem wieder herausnehmen und ans Ohr setzen. Das Problem nicht ausgeschalteter Hörgeräte, die dann fröhlich die Nacht über vor sich hin pfeifen und guthörende Mitbewohner in den Wahnsinn treiben entfällt also. Allerdings ist trotzdem nicht sichergestellt, dass die Geräte tatsächlich den Weg wieder in die Station finden. Beim gemütlichen Fernsehschlaf einfach Hörgeräte aus dem Ohr ziehen und weiter schlummern führt demnach wieder zum bekannten Problem.

Allerdings ist das Thema Batteriewechsel trotz Allem oft ein Schwieriges. Motorische Einschränkungen, fehlendes Fingerspitzengefühl oder auch ein sehr schlechtes Sehvermögen erschweren den Wechsel der oftmals doch extrem kleinen Batterien. Hier hat der Akku klar die Nase vorn.

Kommen wir noch zum derzeit beliebten Thema Kostenersparnis: spart der Akku doch im Laufe der Jahre erheblich viele Batterien. Hier antworte ich gern mit einem klaren JEIN und führe ein kleines theoretisches Rechenbeispiel an:

Ein Hörgerät hat eine durchschnittliche Nutzungszeit von sechs bis sieben Jahren. Gehen wir von der gängigsten Batteriegröße 312 aus, muss eine Batterie also etwa alle 10 Tage gewechselt werden. Gerechnet auf 365 Tage und 6 Jahre macht das sage und schreibe 219 Batterien pro Gerät. In einem Päckchen Batterien sind i.d.R. 6 Stück drin, Kostenpunkt durchschnittlich 5€ pro Packung. Im Laufe der 6 Jahre gibt man also 182,50€ AUSSCHLIEßLICH für Batterien aus. Das klingt erstmal viel. Schaut man sich allerdings einmal die Anschaffungskosten für die Akkutechnik an, relativiert sich das dann doch recht schnell. Schließlich gibt es Akkutechnologie erst ab einer gewissen Technikstufe, zusätzlich entstehen oft noch Kosten für die Ladestation. Eine tatsächliche Kostenersparnis hat man in den meisten Fällen demnach nicht.

Aber der Umweltfaktor ist doch nicht zu verachten!!! In Hörgeräten werden in Deutschland mittlerweile ausschließlich quecksilberfreie, sogenannte Zink-Luft-Batterien verwendet. Die Knopfzelle ist mit Zinkpulver befüllt, welche mit dem Sauerstoff in der Luft reagiert und somit Elektronen freisetzt. Allerdings enthalten viele Hörgerätebatterien Blei, welches klar umweltschädlich ist. Aus diesem Grund werden die verbrauchten Batterien bei uns gesammelt und recycelt. Ressourcensparender wäre also  die Akku-Variante. In Hörsystemen finden heute Li-Ion-Akkumulatoren Verwendung. Lithium kommt auf der Erde häufiger vor als Blei, ist jedoch weniger weit verbreitet. Der Abbau erfolgt hauptsächlich in Chile in Solen und seit einigen Jahren auch in Australien in Bergwerken. Der Abbau, gerade in Südamerika wird unter absolut gefährlichen und menschenunwürdigen Bedingungen realisiert. Weiterhin wird bei der Produktion der Akkus eine Menge CO2 freigesetzt. Ein fader Beigeschmack zum Thema Umweltfreundlichkeit bleibt also. Die Ladestation verursacht zusätzlich Elektroschrott.

All diese Überlegungen berücksichtigen dabei nicht einmal die tatsächliche Lebensdauer des Akkus. Bei guter Pflege können die Lithium-Akkus zwar theoretisch 6-7Jahre durchhalten, die Regel sieht jedoch anders aus. Es zeigt sich im Gebrauch, dass nach etwa 4 Jahren ein Akku nicht mehr genügend Kapazität bereitstellt. Was passiert? Das Hörgerät geht zum Hersteller, da durch die Tragezeit, Schweiß, Feuchtigkeit und diverse andere Einflüsse auch die Technik des Gerätes selbst in Mitleidenschaft gezogen wurde und die Akkumulatoren fest in der Technik verbaut sind, wird das gesamte Hörgerät ausgetauscht. Man bekommt ein neues Gerät, mit neuem Akku. Das Umweltbilanzkonto wird also noch einmal zusätzlich belastet.

Trotz aller Handhabungsvorteile des Akkus haben für mich Batterien immer noch klar die Nase vorn. Ein Päckchen Batterien nimmt nicht viel Platz weg, notfalls kann man im Geldbeutel immer ein frisches Päckchen dabeihaben, falls unterwegs der Saft ausgeht. Wechseln und zack – wieder einsatzbereit. Wenn man kein Fan von Überraschungen ist (Batterien sind ja immer im ungünstigsten Moment leer), baut man den Batteriewechsel einfach in seine Alltagsroutine ein (z.B. immer Sonntag Morgen vorm Frühstück wird eine frische Batterie eingesetzt, dann braucht man sich in der Regel keine Gedanken mehr zu machen).
Beim Akku muss ich auch täglich daran denken das Gerät aufzuladen, habe ich das einmal vergessen oder bin unterwegs und habe keinen Strom (gerade als Campingliebhaber), dann höre ich nichts mehr. Zwar hat man in der Regel sowieso eine Powerbank dabei (das Handy muss ja auch geladen werden), aber dann steht man mit zig verschiedenen Geräten und Kabeln da und ist den ganzen Tag damit beschäftigt eins dieser Dinger an- und das andere auszustöpseln. Bis alles voll aufgeladen ist, dauert es auch wieder ein paar Stunden. Batterien sind also flexibler, auch wenn Akkus gerade der neue Trend sind.

Bei diesem Thema gibt es kein richtig oder falsch, es gibt nur Überlegungen, die jeder selbst für sich gewichten muss und vielleicht sagt ja der ein oder andere „darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, zum Glück weiß ich jetzt Bescheid“.